Zeughauskino

 

Kino im Zeughaus | Programm | Programmarchiv

 


  S WIE SONDERPROGRAMM

 

S WIE SONDERPROGRAMM
Spione – Vortrag und Film

Spione
D 1928, R: Fritz Lang, B: Fritz Lang, Thea von Harbou, K: Fritz Arno Wagner, D: Rudolf Klein-Rogge, Willy Fritsch, Gerda Maurus, 159’ 35 mm, restaurierte Fassung

Fritz Langs Meisterwerk des suspense zeigt Vertrautes in neuem Gewand: einerseits Verfolgungsjagden wie in seinem Frühwerk Die Spinnen und Rudolf Klein-Rogge erneut als Superverbrecher à la Dr. Mabuse. Andererseits statt Monumentalität sachlich reduzierte Bauten. Statt aufwendig gestalteter malerischer Totalen effektvoll montierte nah kadrierte Bilder. Lang und seine Drehbuchautorin Thea von Harbou nutzen die genretypische elliptische Erzählweise, um den Reigen der Darsteller raffiniert zu choreografieren. Sie treiben ein intellektuelles Spiel mit dem populären Spionagegenre und verzichten auf Rätselaufgaben oder überraschende Enthüllungen: Haghi, der geniale Verbrecher stellt sich gleich zu Beginn des Films persönlich dem Zuschauer vor.
Eine deutsche Version, wie sie im März 1928 in der Berliner Uraufführung zu sehen war, muss als verloren gelten. In Form einer amerikanischen Kurzversion war der Film seit der Nachkriegszeit bekannt. Durch ihre Kürzungen wurde aus dem intellektuellen Spiel mit dem Genre ein typischer Genrefilm. Seit den 1970er Jahren fand neben dieser Version eine Langfassung vorwiegend in Europa Verbreitung. Die narrative Struktur ist hier zwar überwiegend erhalten geblieben, doch wird die Montage des Films durch etliche Anschlussfehler korrumpiert. Recherchen der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung förderten zwei weitere Kurzfassungen zutage. Angesichts dieser schwierigen Überlieferungslage bestand das Ziel der Restaurierung darin, einen Kompromiss zwischen Bildqualität, Vollständigkeit und größtmögliche Annäherung an den Stil des Films zu erzielen.
Vor der Filmvorführung stellt Anke Wilkening, Filmrestauratorin der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung, ihr Buch Filmgeschichte und Filmüberlieferung. Die Versionen von Fritz Langs SPIONE vor, das in der Reihe Filmblatt-Schriften von CineGraph Babelsberg erschienen ist. Wilkenings Untersuchung basiert auf drei zeitgenössischen Kopien unterschiedlicher Distributionen. Sie geht davon aus, dass Stummfilme bewusst in verschiedenen Versionen entstanden, um sie international absetzen zu können. In der Regel gedreht mit zwei Kameras, stellten die Produzenten eine große Anzahl „identischer“ Takes einer Einstellung her, aus denen sie gleich mehrere „originale“ Kameranegative für verschiedene Distributionen montierten. In ihrem Vortrag berichtet Wilkening auch von den wirtschaftlichen, technischen und künstlerischen Beweggründen für diese Varianten. (aw)
Eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit CineGraph Babelsberg und der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung

Klavierbegleitung: Peter Gotthardt
am 2.11.2010 um 19.00 Uhr: Buchvorstellung Eintritt frei
am 2.11.2010 um 20.00 Uhr: Filmvorführung

 

S WIE SONDERPROGRAMM
20 Jahre Wiedervereinigung – Film und Gespräch

Transit
D 2010, R: Angela Zumpe, K: Peter Petrides, 80’ DigiBeta

Berlin (West) 1968: Auf den Straßen toben Studentenproteste, die „kapitalistische Insel in der sturmgepeitschten sozialistischen See“ verwandelt sich in einen Ort des Aufbegehrens gegen den Staat und gesellschaftliche Normen. Auch der 21-jährige Reinhard Zumpe, bekennender Sozialist und Sohn eines konservativen evangelischen Pfarrers aus Berlin-Lankwitz, schließt sich den Protesten an. Doch die politische und private Opposition genügt Reinhard nicht. Er will sich der bürgerlichen Enge seiner Herkunft ganz entziehen und entschließt sich zu einem radikalen Schnitt: die Übersiedlung in die DDR. Er bricht alle Brücken ab, keine Nachricht über sein neues Leben dringt zurück in sein Elternhaus.
Acht Monate nach der Übersiedlung, im Januar 1969, beendet Reinhard Zumpe sein Leben. Kein persönlicher Abschiedsbrief, keine Erklärungen von staatlicher Seite kommentieren seinen drastischen Schritt. Fast vierzig Jahre danach begibt sich seine Schwester Angela auf die Suche nach Antworten. Sie bereist die Orte seines kurzen Lebens in der DDR. Und sie spricht mit Menschen, die wie er freiwillig in die DDR gezogen sind. Sie hofft, dass sie ihr erklären können, was „die Anziehungskraft des anderen Teils Deutschlands“ ausmachte, welchen Herausforderungen sich Reinhard in seinem neuen Heimatland stellen musste und was ihn zu seiner letzten Entscheidung bewogen haben könnte. (df)

In Anwesenheit von Angela Zumpe und weiterer Protagonisten des Films
am 3.11.2010 um 20.00 Uhr

 

 
  Filmarchiv